Seit vielen Jahren bin ich
ein großer Fan des griechischen Musiker George Dalaras. Meine CD-Sammlung
umfasst mittlerweile über 15 CDs von ihm. Nun gibt es zwei weitere CDs, die man in
Deutschland bei Tropical-Music über das Internet käuflich erwerben kann.
Allen, die griechische Musik - und insbesondere George Dalaras - lieben,
kann ich diese beiden CDs nur wärmstens empfehlen.
"Axion Esti / Romiosini" Doppel CD Tropical Music (Im Vertrieb von SONY BMG Music Entertainment) |
Außerhalb Griechenlands ist
Mikis Theodorakis zuerst durch den Sirtaki aus dem Film „Alexis
Sorbas“ von 1964 weltberühmt geworden. Ihm selber war es oft nicht
recht, wie die Musikindustrie und die Medien ihn auf dieses eine
Werk reduzierten. Er hatte in den 1950er Jahren bereits große
Erfolge als klassischer Komponist gehabt und sich dennoch in den
1960er Jahren der griechischen Volksmusik zugewandt. Eines seiner
wichtigsten Werke, in dem er Volksmusik und klassisch-sinfonische
Musik verbindet, ist das Oratorium „Axion Esti“, das auf dem Text
des griechischen Literaturnobelpreisträgers von 1979 Odysseas Elytis
basiert. Die erste Schallplattenaufnahme des Oratoriums, die auch
aus dem Jahr 1964 stammt wurde in Griechenland einer der größten
Verkaufserfolge der 1960er Jahre. In Anlehnung an die Liturgie der
griechisch-orthodoxen Kirche beschreibt das Oratorium die Entstehung
der Welt, das Leiden der Menschen in der Welt und im dritten Teil
die Erlösung von den Leiden. Man kann den Erfolg dieses teilweise
schwierigen Werkes nur im historischen und politischen Kontext
verstehen. Die Musik von Theodorakis war damals Ausdruck des
Widerstandes der demokratischen und linken Volksbewegung gegen das
entstehende rechte Militärregime. Auch der Liederzyklus „Romiosini“, der auf den Texten des Dichter Giannis Ritsos basiert, entstand 1966 nach einer Demonstration, die von der Polizei gewaltsam beendet wurde. Theodorakis kehrte nach Hause zurück und fand die Verse von Ritsos auf seinem Arbeitstisch: „Die brutalen Schläge und Misshandlungen hatten in mir tiefe Spuren hinterlassen, so tief, dass ich mich, als ich den ersten Vers gelesen hatte: ‚Diese Bäume begnügen sich nicht mit weniger Himmel…’, sofort hinsetzte, so wie ich war, noch mit Blut und Schlamm verschmiert, und in einem Zug das Werk ‚Romiosini’ komponierte“, schreibt Theodorakis in einem Text von 1995. Die Musik von Theodorakis wurde während der Diktatur 1967-74 verboten. Während dieser Zeit nahm der damals junge Sänger George Dalaras heimlich Lieder von Theodorakis auf, die er nach dem Ende der Diktatur 1974 veröffentlichte. Mit 25 Jahren stand Dalaras im Herbst 1974 mit Theodorakis bei dessen triumphalen ersten Konzert gemeinsam auf der Bühne. Seitdem ist Dalaras zum bedeutendsten Sänger Griechenlands geworden. Bereits 1988 hatte er als Solist bei Aufnahmen von „Axion Esti“ unter der Leitung von Mikis Theodorakis mitgewirkt. Die nun vorliegenden neuen Aufnahmen vom November 2005 präsentieren George Dalaras als gereiften Sänger, der die Texte der beiden herausragenden griechischen Schriftsteller Ritsos und Elytis und die Melodien Theodorakis’ voller Gefühl und mit großem Können interpretiert.
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"Deserted Villages" (Erima Choria) CD Tropical Music (Im Vertrieb von SONY BMG Music Entertainment) |
Rund um einen langen Tisch
stehen Stühle dicht an dicht aufgereiht, und darüber hängt eine
Kette mit ein paar Glühbirnen. Der Tisch ist leer bis auf das weiße
Tischtuch, und im Hintergrund sieht man ein Dorf in den Bergen. Es
ist alles bereit für ein Fest, aber kein Mensch ist da - alles ist
verlassen. „Verlassene Dörfer“ (Erima Choria) heißt das neue Album von George Dalaras, das er gemeinsam mit dem albanischen Komponisten und Akkordeonisten Dasho Kurti produziert hat. Die elf Stücke erzählen von den Gefühlen der Menschen in Albanien, die ihre Heimat verlassen mussten, auf der Suche nach Schutz vor Krieg und Verfolgung. Die Lieder erzählen von der Trauer und auch von der Hoffnung auf ein neues friedliches Leben. „Die Atmosphäre und die Texte, besonders in dem Lied „Erima Choria“ (Verlassene Dörfer), erinnerten mich an das, was vor 40 Jahren hier in Griechenland geschehen ist,“ berichtet George Dalaras. Seine Familie war vor 80 Jahren ebenfalls aus Smyrna (Izmir) nach Griechenland geflohen. Er kennt die schmerzvollen Erinnerungen seiner Großeltern an die Vertreibung aus Kleinasien. Heute ist er als Sonderbotschafter für das Flüchtlingskommissariat der Vereinten Nationen tätig. Aber nicht nur historisch und politisch gibt es zahlreiche Gemeinsamkeiten zwischen Griechenland und dem Balkan. Auch musikalisch sind die elf Stücke des Albums eine gekonnte Vermischung traditioneller albanischer Musik des Nord-Epirus mit modernen Elementen der griechischen Musik. In Epirus, der nordwestlichsten griechischen Provinz, vermischen sich die albanische und griechische Bevölkerung und deren Kultur. Bereits vor zehn Jahren hatte George Dalaras in seiner Zusammenarbeit mit dem serbischen Komponisten Goran Bregovic („With Two Canvas Shoes“, 1997) gezeigt, wie eng die Musik des Balkan mit der griechischen Musik verbunden ist. Das Album „Deserted Villages“ verbindet albanische und griechische Musik auf einzigartige Weise. Für die bodenständigen, traditionellen Kompositionen Dasho Kurtis haben bekannte griechische Songschreiber und Sängerinnen wie Lizeta Kalimeri, Ilias Katsoulis und Agathi Dimitrouka die Texte verfasst. George Dalaras interpretiert diese Lieder solo oder zusammen mit Babis Stokas (Sänger der griechischen Gruppe Pyx Lax) und den albanischen Sängerinnen Artiola Toska und Valbona Mema. Außerdem singt die griechische Sängerin Eleni Vitali zwei Stücke. Dasho Kurtis meisterhaftes Akkordeonspiel ist in fast allen Stücken präsent, neben traditionellen Instrumenten wie Baglama, Saz, Duduk, Mandoline und Laute.
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