Kalhmera Korfu...
Die griechische Insel Korfu (Kerkira) ist wohl jedem zumindest namentlich bekannt, eine persönliche Bekanntschaft sei jedoch hier auch empfohlen!
Korfu ist die nördlichste Insel von Griechenland (Vorteil: kurzer Flug) und gehört geographisch zur Gruppe der Ionischen Inseln, auch der Teil des Mittelmeeres wird hier ionisch genannt. Weitere Inseln dieser Gruppe sind z.B. die weniger bekannten Zakinthos und Kefallinia, welche gleichzeitig auch die größte der Ionischen Eilande ist. Korfu liegt direkt vor dem griechischen und albanischen Festland, welches hier z.T. nur 2 Kilometer entfernt ist (bei Agios Stefanos an der Nordostküste). Die Insel ist wahrlich kein typisches griechisches Eiland und unterscheidet sich nicht nur in Lage, Größe (62 Km lang und bis zu 28 Km breit) und Einwohnerzahl (gut 100.000) von den vielen Inseln z.B. der Ägäis. Korfu ist auch sehr fruchtbar und grün, es fällt vergleichsweise viel Regen (also keine 100-prozentige Wettergarantie!) und auch die charakteristische Architektur
vermisst der Touri hier - weiße Häuschen oder Kapellen mit blauen Kuppeln sucht man hier vergeblich! Auch auf klassische "antike Schutthaufen" in Form von Ausgrabungsstätten darf man nicht
hoffen - wer das alles also sehen will, muss schon eine andere Insel ansteuern oder ins Museum gehen! Vielmehr präsentiert sich die Insel optisch eher italienisch-venezianisch-toskanisch mit einer ordentlichen Prise Britannien und einem Hauch
Gallien - Mahlzeit! Dies ist natürlich durch die wechselvolle Historie begründet! Venezianer, Briten und Franzosen haben Korfu einen kulturellen und bautechnischen Stempel aufgedrückt, die reizvolle Mischung ist geballt v.a. in der gleichnamigen (das kennen wir ja schon!) Hauptstadt Korfu (ca. 40.000 Einwohner und damit für griechische Verhältnisse schon fast eine Weltmetropole!) zu bestaunen. Insbesondere die Tradition des Cricketspiels wird hier noch jeden Sonntag im Herzen der Stadt gepflegt, und viele Einheimische und Touris frönen bei einem Mokka oder Frappé garniert mit einer exzellenten Süßspeise (z.B. honigtriefendes Baklava) dem Anblick in einem der benachbarten Arkadencafés, die eher französisch anmuten. Eine bisweilen skurrile Szenerie: In einer griechischen Stadt mit italienischem Flair spielen Griechen ein britisches Spiel, unter den Augen deutscher Touris in französischen Cafés?! Alter Schwede....
Wie es sich für einen ordentlichen griechischen Hauptort gehört, gibt es auch hier eine Festung auf einem Hügel oberhalb der Altstadt, mit nur einem Unterschied, Korfu hat deren sogar zwei, eine alte und eine neue Festung ,jeweils mit gutem Panoramablick auf Stadt, Land, Meer und Airport.
Natürlich gibt es auf und in Korfu noch viele andere Sehenswürdigkeiten, die z.T. ganz versteckt liegen. Dabei existieren logischerweise auch touristische Highlights, die leider auch in der Nebensaison stark frequentiert werden. In Hauptstadtnähe, immer der Einflugschneise der Jets folgend, liegt an der Spitze der Kanoni-Halbinsel eines der meist fotografierten Postkartenmotive Griechenlands, die Klosterinsel Vlacherna mit der dahinter liegenden sogenannten Mäuseinsel. Erschwernis bei den Fotos: Menschenhorden und unbeständiges Wetter und somit auch wechselnde Lichtverhältnisse. Die beste Fotozeit ist in Griechenland immer der frühe Morgen (die Sonne sollte aber schon aufgegangen sein!) und der späte Nachmittag (die Sonne sollte noch nicht untergegangen sein!).
Die bekannteste und somit meistbesuchte Sehenswürdigkeit der Insel ist aber das Achillion, ein Stück weiter südlich von der Hauptstadt. Ein Besuch ist Geschmackssache, der schon bekannte skurrile Kontrast. Ein kleines
Schloss, welches von der allseits bekannten österreichischen Kaiserin Elisabeth "Sissi" (also Romy Schneider!) 1892 im klassizistischem Stil errichtet wurde, die dort bis zu ihrem Tod zweimal jährlich Urlaub machte und sich von Karl-Heinz Böhm erholte. 1907 kaufte übrigens Kaiser Wilhelm II. das Anwesen. Das Innenleben ist somit eher ungriechisch gehalten, man fühlt sich eher wie in eine der bekannten Prunkbauten Ludwigs II. versetzt, nur, dass es weit und breit kein Weißbier gibt! Das Außengelände und der Park sind jedoch allemal sehenswert, weil hübsch gelegen und vegetationsreich.
Natürlich sollte man aber auch den Rest der Insel erkunden, aufgrund der Größe und den damit verbundenen großen Distanzen, kann man in 2 Wochen aber nicht alles sehen, zumindest nicht mit einem Roller. Dann sollte es schon über mehrere Tage ein Auto sein, was aber leider in Griechenland etwas teuer ist (gut 200 € die Woche sind je nach Anbieter üblich). Ein absolutes
Muss ist die höchste Erhebung der Insel, der Pantokrator, der zwar "nur" 906 Meter hoch ist, aber trotzdem imposant wirkt, da er sich ja von Meereshöhe an empor reckt. Sein Bergmassiv findet sich im Nordosten der Insel und ist schon von weither sichtbar. Bis zum Gipfel führt eine schmale Asphaltstraße in diversen Serpentinen durch eine atemberaubende Landschaft, so dass man ihn auch bequem im PKW oder auf dem Roller "erwandern" kann. Oben befindet sich ein kleines Kloster, am Eingang werden Umhänge und Röcke verteilt, um das nackte
"Tourifleisch" samt Sonnenbrand züchtig zu verhüllen. Imposant insbesondere der ungetrübte Rundumblick! Ganz in der Nähe am Fuße des Berges befindet sich das verlassene Bergdorf Paleo Perithia mit z.T. gut erhaltenen fotogenen Häusern. In der letzten Zeit hat sich dort eine junge griechische Familie mitten in der Pampa angesiedelt, mit dem Ziel, dem Ort wieder ein wenig Leben einzuhauchen. Man betreibt dort eine kleine, nette und ruhige Taverne mit z.T. weniger geläufigen Speisen, leider auch etwas zu teuer.
Ein weiteres Highlight der Insel liegt an der Westküste und gilt bei den Korfioten (heißen tatsächlich so!) als schönster Platz auf Erden, Paleokastritsa; es ist auch schön dort, v.a. schön voll, da dieser Ort auch auf dem Plan aller Ausflugsfahrten, organisiert oder nicht, steht. Der Ort selber ist eher ein kleines Dorf, reizvoll ist vielmehr die Ankunft und der Anblick herab von der Steilküste. Hauptattraktion ist dort neben dem schönen, aber winzigen Ortsstrand primär das Kloster Panagia Theotokos auf einem felsigen Kap nördlich des Hafens- die Straße, die sich den Berg hochwindet, ist nur einseitig befahrbar und wird durch eine Ampel geregelt, nach deren Farbsymbolik sich jedoch niemand richtet- Chaos ist vorprogrammiert!
Schöne Strände findet man auf Korfu auch, aber es gibt hier bessere Inseln in Griechenland (z.B. Kos). Häufig sind die guten Sandstrände abgelegen und nur über schmale Schotterpisten erreichbar, z.B. Agiou Giorgiou und Agios Stefanos (den Ort gibt es zweimal auf Korfu!) an der Nordwestküste. Wer es lauter, hektischer und britischer mag, kann auch im Speckgürtel südlich und nördlich der Hauptstadt baden, zu Füßen schattenspendender, beschaulicher, im antiken Stil erbauter Bettenburgen und gemütlich im Massentourismus die Seele baumeln oder torkeln lassen. Empfehlenswerter und ruhiger (bis auf einige Ausnahmen) ist jedoch der
Inselnorden - Nachteil ist nur die lange Transferzeit z.B. in die Orte Acharavi oder Roda; dort sind allerdings die Strände nicht sehr sandig und sauber, wenn auch lang, aber man hat ja oft einen Pool! Im Norden liegt dann noch der bekannte Urlaubsort Sidari, leider aber auch wieder etwas überfüllt und mit "fish-and-chips-geschwängerter" frischen Meeresbrise. Aber der Ort selbst ist auch nicht das Sehenswerte, sondern seine Umgebung und Küste. Dort gibt es noch den kilometerlangen Sandstrand mit schmalen, kleinen Buchten und imposante weiß-gelbliche Sandsteinklippen mit bizarren Felsentoren. Eines wird z.B. "Kanal der Liebe" genannt, und Damen, die dort hindurchschnorcheln und dabei an ein bestimmtes Mannsbild denken, werden dieses dann auch bald ehelichen, so die Legende! Für die Scheidung schwimmt man dann andersrum oder auf dem Rücken! Und jetzt noch ein kleiner
Insider-Tipp! Am Nordwestzipfel der Insel ca. 4 Kilometer westlich von Sidari liegt landschaftlich reizvoll das Dorf Peroulades. Durchquert man das Dorf, erreicht man bald eine ca. 100m hohe Steilküste mit einem schmalen und relativ ruhigen Sandstrand darunter; man sollte nur nie nach oben oder hinten gucken und nicht an Steinschlag und Erdbeben denken! Direkt auf der Steilküste befindet sich eine große Taverne mit herrlichem Ausblick und, für diese Lage, erstaunlich günstigen Konditionen. Man sollte vor lauter Entspannung aber ab und zu nach den Kinder sehen, wie gesagt, Steilküste!!!
Etwas abseits, aber uriger, liegt eine kleine familiär geführte Taverne, wo Mutti noch frischen Fisch auf dem Holzkohlegrill zubereitet. Und dann ist da noch der Sonnenuntergang, der an diesem Teil Korfu`s besonders schön
ist - ehrlich, selbst genossen!
Ansonsten kann noch ein Ausflug auf das Festland (ca. 1 Std. Fahrt) empfohlen werden, oder auf die benachbarten Ionischen Inseln, aber ein Tagesausflug ist hierfür wohl eher zu kurz! Mittlerweile ist auch ein Albanien-Trip möglich, aber nur mit Reisepass und Visum!
Korfu ist so bekannt, dass es auch von kleinen Flughäfen in der Saison angeflogen wird (z.B. von Paderborn/L. in ca. 2,5 Std.) und bei allen bekannten Reiseveranstaltern im Heft ist. Wenn man die Hauptsaison meidet, ist Korfu ein reizvolles und bisweilen sogar ruhiges Domizil, allerdings kann im Mai oder September schon mal ein Regentag dabei
sein - das Wetter wechselt auf Korfu schnell und oft!
Also, fassen wir zusammen: Es gibt in Griechenland kleinere und südlichere Inseln, es gibt anderenorts weniger Touristen, weniger Vegetation, mehr Historie, schönere Strände und stabileres Wetter, aber vielleicht reizt gerade dieser gewagte Cocktail an Paradoxien, Griechenland mal anders zu erleben. Somit gehört auch und gerade ein Korfu-Besuch zum Pflichtprogramm eines Hellas-Reisenden!
Axel Müller
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